Eva-Maria Minnie Hepner

wurde am 18. Januar 1920 in der Kolbergerstrasse 11, München Bogenhausen - ein traditionsreiches Villenviertel - geboren. Nur wenige Straßenzüge entfernt residierte Thomas Mann mit seiner Familie. - Als Reflexion dieser Atmosphäre mag man es vielleicht ansehen, dass die Nr. 22 in der Kolbergerstraße, schräg gegenüber ihres Geburtshauses, bislang den bekannten 'Hanser-Literaturverlag' beherbergte. - Die weitläufige Wohnung der Eltern hatte zuvor ihrer Tante „Clärle“ gehört, zehn Jahre älter als Evas Mutter Maria, damals Kriegswitwe des Kunstprofessors Fritz Burger, der der Bewegung der Expressionisten nahestand. In Evas Familiensphäre war damals die neue Zeit, die das Ende von Adelsherrschaft und Kolonialismus brachte, noch nicht angekommen. Wo da noch etwas Geld und wirtschaftliche Sicherheit vorhanden war, herrschte weiter die Ambiance der Vorkriegsepoche, des Grand Siecle der Nationalstaaten und -konflikte, der „Gründerzeit“ und des deutschen Kulturstolzes. Andererseits drangen soziale und technische Revolutionen überall ins Alltagsleben, während in den meisten Gesellschaftskreisen die früheren Autoritäten und Privilegien in der chaotischen Notzeit nach dem Weltkrieg eingestampft wurden. Dieser Neubeginn verlief zumeist ohne allgemeingültige Orientierung, während die wirtschaftliche Katastrophe in die Inflation einmündete. Wirre Zeiten! Auch in ihrer weitläufigen Verwandtschaft - mütterlicherseits Aristokraten, väterlicherseits wohlhabende, dem Preußentum ergebene Juden - littman unter dem Verlust von Vermögen, ererbter Identität und aristokratischen Selbstbewusstsein. Und so ging die großbürgerliche Sicherheit verloren. Nichts desto trotz befand sich die kleine Eva, die gemeinsam mit ihrer nur ein Jahr jüngeren Schwester Beate bis 1925 in diesem Nobelviertel heranwuchs, ohne ihr Zutun ihr Leben hindurch auf vielfache Weise an Schnittpunkten der problematischen 'Deutschen Geschichte – Deutschen Politik'. So der Titel eines Buches, das ihr Vater, Fritz Hepner, 1921 veröffentlichte. (Leider ein oberflächliches Machwerk, das zur Wiederaufrichtung Deutschlands einen „Führerkult“ proklamierte, bloß unter Ablehnung des da schon genannten Hitlers und des Antisemitismus der Nationalchauvinisten …) Er war ein typischer Vertreter des Milieus zu Reichtum gelangter preußischer Juden, die sich in der Kaiserzeit in das chauvinistische Deutschtum zu integrieren suchten, um unauffällig der antisemitischen Grundstimmung der Epoche und drohenden Diskriminierungen zu entgehen. Sie ließen ihre Kinder taufen, christliche Schulen besuchen, den Habit der Oberschicht annehmen und glaubten damit sei's getan. So war ihr Vater, frisch gekürter Doktor der Geschichte, geboren 1890 in Breslau, vierter Sohn des wohlhabenden Kaufmanns Wilhelm Hepner und der Rosa Reisner, zwar behütet vor Progromen und Diskriminierung aufgewachsen doch zugleich geprägt vom Monarchie treuen Konservatismus, der später den Nazis nichts entgegen zu setzen wusste. Die gescheiterte sozialistisch-anarchistische Revolution von München 1919, der Kapp-Putsch, der Hitler-Putsch vom 9.11. 1923 in München und parallel manche militärische Eskalation sowie die unglaubliche Inflation ereigneten sich parallel zu Evas frühester Jugend. Während zur gleichen Zeit, in diesem ruhigen Stadtviertel nahe der Isar Thomas Mann an den Buddenbrocks schrieb; Schicksalsromane einer Lübecker Patrizierfamilie. Seltsame Verknüpfung: Evas Großvater, der in akademischen Kreisen berühmte und sogar mit Kaiser Wilhelm befreundete Archäologieprofessor Friedrich von Duhn, war 1851 in eben solch eine Senatorenfamilie Lübecks Oberschicht hinein geboren worden. Sie gehörte der Elite der „Freien Hansestadt“ an. In jungen Jahren war er befreundet mit dem späteren Bayrischen Hofdichter Emanuel Geibel und z.B. mit der Familie Curtius, die nicht nur Senatoren und Bürgermeister stellte, sondern auch jenen Archäologen Ernst Curtius, der mit Unterstützuing des Kaiserhauses Olympia ausgrub. Friedrich von Duhn wurde sein Schüler und der Reputation nach sein Nachfolger. Viele enge Beziehungen zur deutschen Elite der Vorkriegszeit, darunter höchste Militärs aus dem großmütterlichen Familienclan der von-Böckmanns und von-Flotow, prägten das geistige Milieu in dem sie anfangs sorglos aufwuchs, bis ihr Vater wegen der Nazis schon 1934 nach England emigrierte. Dieser hatte sich u. a. als Inhaber einer Fotofirma und Entwickler neuer Apparaten zu profilieren versucht, was er später mit sehr mäßigen Erfolg auch in Großbritannien fortzusetzen suchte. Zugleich hatte er 1925 mit einigen Karriere-Erwartungen eine Stellung im Berliner Auswärtigen Amt angetreten. Die Familie zog nach Potsdam, lebte da in einer Villa am 'Heiligen See' vis-a-vis vom Marmorpalais, wo der deutsche Kronprinz „Hof hielt“. Ihre Ausbildung als Kunsthistorikerin und Familienbeziehungen brachten manchmal Maria Hepner-von-Duhn mit diesen Kreisen in Berührung. Etwa als sie den Schweizer Kunsthistoriker Heinrich Wölfflin, der beim Kronprinzen Vorträge gehalten hatte, auch bei sich daheim empfing. Ähnliches in anderen gesellschaftlichen Sphären galt auch für Dr. Hepner, als Fotograf. Er soll den ehemaligen französischen Präsidenten Raymond Poincaré kurz vor dessen Tod in seiner Potsdamer Wohnung zu einem Fototermin empfangen haben. Auch ließ sich aus Notizbüchern entdecken, dass er zu einigen hochrangigen britischen und französischen Diplomaten private Beziehungen unterhielt. Es gibt übrigens die Darstellung, er habe mit Albert Einstein in der Umgebung von Potsdam Waldspaziergänge unternommen und dabei mit ihm über Fotoapparate diskutiert. Einstein hielt eigene Patente in diesem Bereich, was von seinen Biografen zumeist vergessen wird. Dr. Hepner bekam allerdings bald die antisemitischen Ressentiments in diesem Ministerium zu spüren, wurde gemobbt und wechselte an einen Arbeitsplatz im Reichsarchiv, das sich überdies näher von daheim in Potsdam befand. Auch musste er seinen feudalen Lebensstil, stets mit eigenem Wagen in jener Frühzeit des Autos und selbstverständlich mit einem (bayrischen) Dienstmädchen, die zu engen Freundin der Familie wurde (Amalia Mooshuber).         

Eva besuchte das traditionelle humanistische'Victoria-Gymnasium' in Potsdam in ihrer Klasse als einziges Mädchen und gelangte schon 1938 zum Abitur mit Altgriechisch und Latein. Schon ein Jar darauf mussten die meisten ihrer Klassenkameraden in den Krieg ziehen und mehr als die Hälfte fiel.

1940 nahm sie das Studium der Chemie an der Berliner auf. Doch wechselte sie schon 1941 an die deutsche Karls-Universität von Prag, weil sie sich dort sicherer fühlte vor den Nachsetllungen des Reichssippenamtes, das den „Arier-Nachweis“ von ihr und den Geschwistern immer dringlicher einforderte. Ab 1942 geriet sie deshalb auch dort in Schwierigkeiten. Unter anderem wegen dem späteren bundesdeutschen Arbeitgeberpräsidenten, doch damaligen NS-Universitätsfunktionäre Hanns-Martin Schleyer, der für die „Juden-Säuberung“ der Universität mitverantwortlich war.  ... 

>>>>>>   Die Lebensbeschreibung wird demnächst ab hier fortgesetzt:

Sie liebte Kinder über alles, die Natur, Wandern, Bergsteigen, Skifahren, Schwimmen, den Kontakt mit den Produzenten landwirtschaftl. Produkte – Milchbauern, Obstbauern, bei denen sie sich so lange sie fahren/laufen konnte und so oft es ging direkt eindeckte. Durch die Traditionen des "Hamsterns" während und besonders nach den Weltkriegen hatten sie und ihre Mutter die Bauern schätzen gelernt. Zu deren Naturnähe, soweit es sie gab oder noch gibt, fühlte sie sich stets hingezogen. Also: "Frische Milch", direkt von der Kuh, Eier, Obst und Gemüse gleich beim Bauern usw..

Mit jedem Uhrticken war sie stets noch präsent bei uns aus ihrem Environment angefüllt mit den Relikten aus Familiengeschichte und europ. Kulturtraditionen, in dem sie nicht nur symbolisch sechs Stockwerke über der Erde schwebte. Sie lag da fast bewegungslos in ihrem Pflegebett neben dem Panoramafenster, das nach Osten den Blick auf die Schwarzwaldberge südlich Freiburg eröffnete. Insbesondere nachts, wenn die roten Lichter der beiden riesigen Windräder unterhalb des 1300 M hohen Schauinsland herüber blinkten, der Wald oberhalb der Großstadt sein ruhiges atmosphärisches Echo auf das Getriebe der Städte unten hinab sandte , schien sie in einer intensiven spirituellen Beziehung damit zu stehen. Sie stand in Einklang mit der Ruhe dieser Waldesnatur und dem Wind- und Wettergeschehen darüber. Und diese Eintracht mit den Schicksalen der Welt, die sie auf ihre Art schon lange hinter sich gelassen hatte, ließ sie durchaus noch spüren. Schwingungen, die von ihr ausgingen, die sich wie gesagt mit jedem Ticken der Uhren, mit jedem Geräusch von Autos und Kindern, Menschenbewegungen da unten am Fuße der Wohnblocks erneuerten, so dass sie wie ein ruhiger Pol des Nichtseins im Sein, des Nachdenkens in der Stille, der abgeklärten Resonanz auf das Weben der Schicksalsengel wirkte, wenn man sich ihr näherte, ihre ausgeglichenen gesichtszüge betrachtete, falls sie schlie. Und sie schlief in ihren letzten zwei Jahren fast nur noch. Schwqer war es ihr einen Blick zu entlocken, ein leises öffnen der Augen, wenigstens eines hervorzurufen ohne sie zu erschrecken. Denn sie verfile bei zu heftigen Impulsen in ein schnelles Atmen, in eine gemilderte Panikreaktion, die von der im Untergrund nie überwundenen Angst letztes Zeugnis gab, der existenziellen Angst, die sie tief in der Seele erfülölte seit sie wieder in Freiheit gelangt war nach den vier Jahren furchtbaren Gefängnis in der DDR, wo man ihr, das steht fest, das Fundament einer lebendigen Lust am Leben geraubt hatte. ...

Es gibt einige schöne Dinge, die ich nicht mitnehmen konnte, nachdem ich nun seit August 2014 in Ried, Kleines Wiesental dem ewigen Schlaf anheim gegeben bin.

Schaun Sie sich hier um und rufen Sie bei Interesse an dem einen oder anderen Item an! Dies ist jedoch keine kommerzielle "Verkaufsshow". Wenden Sie sich an Jan von Duhn in Badenweiler, Tel. (+49) 07632-8284971 mit AB bei Abwesenheit oder per Email an 

coincedition@swissmade-time.de 

Eva Hepner c/o J.v. Duhn, Badenweiler

Unten: Fotos aus Evas Leben ( noch zu ergänzen )  

Das größere Mädchen auf dieser Titelseite der damaligen 'Frankfurter Illustrierten' war Eva-Maria "Butzi" Hepner.

Eva-Maria H., als angehende Lehrerin bei einem Schulpraktikum in Umkirch bei Freiburg  

Eva war nach einem harten Schicksal in Westdeutschland Lehrerin geworden. Im 2. Weltkrieg hatte sie sich als verfolgte Halbjüdin vielfach in Gefahr befunden. Später betätigte sie sich im Widerstand gegen das DDR-Regime und wurde dabei entdeckt, verhaftet, verurteilt und länger als politische Straftäterin gefangen gehalten. Danach flog sie in den "Westen" und wurde als "politisch Verfolgte" anerkannt. Sie war nach Ausbildung an der PH-Freiburg als Grund- und Hauptschullehrerin ff. tätig in Windschläg, Offenburg (Waldbachschule) und Zunsweier/Oberkirch. Die Traumatisierung durch ihre Haftzeit in der DDR holte sie spät wieder ein, sodass sie Anfang der 1980er Jahre vorzeitig ind en Ruhestand versetzt wurde. Sie hat neben historischen Büchern und eigenen Reisebrichten viel interessante Fotos, d.h. unendliche viele Dias, Farb- und s/w-Negativ-Filme hinterlassen. Insbesondere aus dem Nachlass von Maria Hepner, geb. von-Duhn aus deren Potsdamer Nachkriegsjahren. ...